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Aller Anfang ist schwer

Autorenbild: DianaDiana

Aktualisiert: 19. Sept. 2024




Experimentierfreudig wie ich bin, sage ich sofort ja, als meine Schwester fragt, ob ich zum Kajakfahren mitkommen wolle.

 

Die Motivation kriegt einen deutlichen Dämpfer, als sie mich über den Treffpunkt informiert: Sonntag, 10.00 Uhr in Schwyz. Ja bin ich denn eine Frühaufsteherin geworden? An heiligen Sonntagen sollte Frühaufstehen unter Strafe stehen. Nun gut, mich überzeugt das Argument, dass am Nachmittag Wind erwartet wird und ich ja nicht gegen den Wind paddeln will.

 

Überraschenderweise sind Tram und Zug bereits zur frühen Morgenstunde voll besetzt und der Zürcher Hauptbahnhof gleicht einem Ameisenhaufen. Die halbe Schweiz scheint früh aufgestanden zu sein und hat dabei auch noch unglaublich gute Laune. Im Zug verkrieche ich mich tief in meinen Sitz und höre so laut Musik, dass ich das Gerede um mich herum nicht mehr höre. Augen zu und noch ein wenig dösen.

 

In Schwyz angekommen, geht es Schlag auf Schlag und ehe ich mich versehe, stehe ich mit einer riesigen Schwimmweste bepackt − falls ich unfreiwillig über Bord gehen sollte − sowie meinen schicken pinken Turnschuhen knietief im Wasser. Ich bin bereit für das grosse Abenteuer. Meine Schwester gibt vom Ufer aus Ratschläge für ein erfolgreiches Einsteigen, mein Schwager hält das Kajak, ich klettere nicht ganz so elegant wie gewollt hinein und mein Vater macht lachend Fotos. Ja, so haben alle ihre Aufgabe.

 

Zwischenzeitlich sind auch die anderen in ihren Kajaks, paddeln gekonnt umher und geben gut gemeinte Anweisungen: Arme hoch, Paddel in die Mitte, nicht nach hinten, tiefer ins Wasser, links stärker … so muss sich ein dressierter Zirkusaffe fühlen. Obwohl die Anweisungen klar sind, klappt es mit der Umsetzung mal besser, mal schlechter. Manchmal auch überhaupt nicht. Das Kajak hat ein schier unbändiges Eigenleben. Doch ich gebe nicht auf und kämpfe und paddle und übe und werde immer wieder nass. Kreatives Kajakfahren für Anfänger.

 

Nach einer Weile schwankt das Kajak nicht mehr beängstigend stark und ich sause im Zickzackkurs über den Lauerzersee. Dabei bin ich dankbar, dass mir niemand in die Quere kommt. Das Bremsen hat der kleine Zirkusaffe noch nicht gelernt.

 

Die Zeit vergeht schnell und nach zwei Stunden auf dem See spüre ich Muskeln, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existieren. Aller Anfang ist nicht nur schwer, er ist auch verflixt anstrengend.

 

Unterdessen kommt auch der angekündigte Wind auf und es wird Zeit, Richtung Heimathafen zu paddeln. Nun gut, irgendjemand wird schon wissen, wo der ist. Ich habe jedenfalls keine Ahnung.

 

Sicher an der richtigen Anlegestelle angekommen, gelingt das Aussteigen deutlich eleganter als das Einsteigen − warum werden jetzt keine Fotos gemacht? Völlig ausgepowert tausche ich meine nassen Kleider gegen trockenen aus und bin froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

 

Der erwartete Muskelkater im Rücken bleibt aus. Es sind die Nackenmuskeln, die ich noch ein paar Tage spüre – wie bei den Formel-1-Fahrern.

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