
Freitagabend, es ist dunkel und ich fahre mit einem schicken roten Mobility-Auto vergnügt durchs Limmattal. Dabei singe ich lauthals mit Campino im Duett und stelle mir ein Groupie-Leben an seiner Seite vor.
Aus dem Nichts erscheint in meinem Rückspiegel ein farbenfrohes Blinken. Das ist ja wie früher bei den Feten. Voll cool, mit Discokugeln und so. Zugegebenermassen hat damals nicht «Polizei» aufgeleuchtet.
Ich bin mir keiner Schuld bewusst und halte an. Die Polizisten wollen sich bestimmt nur nach meinem Wohlbefinden erkundigen.
Sie stellen sich höflich vor – ich nenne sie Friendly und Nichtsofriendly. Friendly fragt nach meinem Führerausweis und den Fahrzeugpapieren. Während er auf meinen Führerausweis wartet, ergibt sich folgender Dialog:
Er: «Wissen Sie, warum wir Sie angehalten haben?»
Ich: «Nein.»
Er: «Sie haben kein Licht.»
Ich: «Doch, ich habe Licht.»
Er: «Nein, Sie haben kein Licht.»
Ich: «Ich habe Licht, hab ja was gesehen im Dunkeln.»
Zum Beweis mache ich den Motor an. «Sehen Sie, ich habe Licht.»
Er: «Sie haben kein Licht.»
Irgendwie drehen wir uns im Kreis. Nichtsofriendly mischt sich ein: «Sie haben Standlicht.»
Ich: «Aaaaahhhhh … ist ja auch Licht, aber lassen wir das.»
Friendly erklärt mir die verschiedenen Symbole des Lichthebels und demonstriert auch gleich die entsprechenden Auswirkungen. Ah ja, sehr zuvorkommend. Darum nenne ich auch ihn Friendly.
Nun suche ich den Fahrzeugausweis. Keine Ahnung, wo der ist. Nichtsofriendly meint, dass Mobility-Autos möglicherweise gar keine Ausweise mitführen. Wegen eines allfälligen, illegalen Verkaufs der Fahrzeuge. Ja genau, als ob jemand ein Mobility-Auto kaufen würde. Er fand den Witz nicht lustig – ich schon.
Warum ich für das Erstellen der Busse aussteigen muss, ist mir nicht klar. Ist saukalt draussen und ich bin für ein Date angezogen. Nächtliches Geplauder am Strassenrand mit den Gesetzeshütern habe ich bei der Ankleide nun wirklich nicht berücksichtigt.
Es ist mir auch nicht klar, warum ich für die Busse meinen Beruf angeben muss. Nichtsofriendly erklärt mir, dass sie das wissen müssen, falls ich meine Busse nicht bezahle. Aha, ja, gut, ich sehe den Zusammenhang gerade nicht, aber okeee, ich muss nicht alles verstehen und warum gehen sie davon aus, dass ich meine Busse nicht bezahle? Das Schenken von Vertrauen in die Bürgerinnen und Bürger hat irgendwie schon noch Entwicklungspotenzial.
Höflich mache ich Friendly darauf aufmerksam, dass man heutzutage nicht mehr Sekretärin, sondern Assistentin sagt. Schliesslich wollen wir politisch korrekt sein. Nun gut, es sei ihm vergeben. Polizisten können auch nicht alles wissen. Immerhin hat er nicht «Moneypenny» geschrieben.
Ich beantworte auch noch geduldig und ehrlich die Frage, wohin ich gehe. Beim Warum hätte ich vermutlich geflunkert. Nach einer gefühlten Stunde darf ich – mit eingeschaltetem Licht – endlich weiterfahren.
Sicherlich, meine erste Polizeikontrolle war nett, vielleicht sogar ein wenig witzig. Doch ganz bestimmt keine sechzig Mäuse wert.
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