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Der Activity Tracker erhält einen Kosenamen

Autorenbild: DianaDiana

Aktualisiert: 19. Sept. 2024




Sporty und ich verbringen seit zwei Wochen Tag und Nacht miteinander. Nach den gemeinsamen Abenteuern in der letzten Kolumne, war es einfach Zeit für eine persönliche Anrede.

 

Jetzt freue ich mich auf meine Paradedisziplin, das Schwimmen.

 

Tag 15: Ein Sprung ins kalte Nass und ich stelle beruhigt fest, Sporty funktioniert unter Wasser. Ich kriege erfreulicherweise auch keinen elektrischen Schlag – doch, das kann passieren, habe ich schon gehört. Aus Neugierde, ob mich Sporty wieder einmal verschaukelt, hänge ich nach 25 Minuten Schwimmen gleich noch 25 Minuten – deutlich weniger anstrengendes – Aqua-Jogging an. Und siehe da, ich fühle mich erneut betrogen! Nur gerade 27 Schritte Differenz. Lebewohl Kosename.

 

Tag 19: Die Sonne scheint, es ist warm und anstelle im Fitness-Studio auf dem Laufband zu laufen, walke ich der Limmat entlang. Der Activity Tracker belohnt mich mit der Anzeige von Tausenden von Schritten. Darauf trinke ich ein Bier.

 

Tag 22: Das dauerhafte Tragen des klobigen Armbands ist mühsam. So stelle ich mir die Überwachungsfesseln aus den Krimis vor. Ich fühle mich wie eine Knastschwester auf Freigang. Ich suche im Internet nach einem für mich passenderen Modell. Wenn ich es schon 24 Stunden tragen muss, soll es wenigstens zu meiner pinken Bluse und den neuen schwarzen High-Heels passen. Ein schwieriges Unterfangen – es bleibt erfolglos.

 

Tag 28: Tag der Abrechnung. Ich will die Wahrheit wissen und synchronisiere mein Armband mit dem Notebook. Viele Grafiken und Auswertungen poppen auf. Eine tolle Sache. Neugierig surfe ich rum und staune. Für die Schlafwandler unter uns sicher eine spannende Sache. Sie sehen, um welche Uhrzeit sie wie lange unterwegs waren. Wobei dann immer noch die reizvollere Frage nach dem wo offen wäre.

 

Tag 31: Der Monat ist vorbei und ich wurde nicht eines Besseren belehrt. Ich habe mich nicht mehr bewegt als vorher. Mein Trainingsplan passt zu mir und ich werde weiterhin zwischendurch zu Fuss zur Arbeit gehen. Die masslos überfüllten Trams am Morgen zwingen mich dazu. Sie sind anstrengend und nervenzermürbend. Wären wir Hühner, der Tierschutz hätte schon längstens interveniert.

 

Mein Fazit: Der Activity Tracker wird nicht meine neue Liebe. Es war eine schöne Zeit, doch für mich gilt, weg mit dem klobigen Armband und her mit der Freiheit. Ich will mich nicht rund um die Uhr fremdbestimmt fühlen. Die Endorphine, die beim Sport ausgeschüttet werden, kann mir keine Statistik bieten. Diese Glücksgefühle treiben mich an, mich immer wieder zu bewegen. Ich bin egoistisch und teile diese Gefühle auch nicht. Beim Sport gehöre ich mir. Das bin ich – einfach glücklich.

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