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E-Mails - falsch, falscher, am falschesten

Autorenbild: DianaDiana

Aktualisiert: 19. Sept. 2024




Autofahren und E-Mail schreiben haben eine grosse Ähnlichkeit miteinander. Schon lange herrschen nicht nur auf der Autobahn Wildwestzustände. In der elektronischen Welt scheinen Regeln ebenfalls Auslegungssache zu sein, und keine Ahnung haben prinzipiell immer die anderen – selbst macht man alles richtig.

 

«An» oder doch lieber «Cc.»?

Theorie: Steht der eigene Name bei «An», beinhaltet die E-Mail einen Auftrag, und man muss etwas machen. Ist der eigene Namen bei «Cc.» aufgeführt, handelt es sich um eine reine Informations-E-Mail, und keine Aktion – ausser lesen – ist erforderlich.

 

Praxis: Je nach Lust und Laune werden «An» und «Cc.» genutzt. Vielleicht wird auch gewürfelt oder eine Münze geworfen: Kopf für «An», Zahl für «Cc.» und manchmal, wenn man so richtig schlecht geschlafen hat, will man auch noch fies sein und nimmt den Chef als «Bcc.» auf.

 

Eine besondere Herausforderung ist es, wenn man nach einem längeren E-Mail-Verkehr plötzlich in den Kreisen der Empfänger aufgeführt ist. Das ist dann wie bei «Wo ist Walter». Optimistisch fängt man an zu scrollen, und wenn man endlich unten angekommen ist, liest man sich nicht mehr ganz so optimistisch nach oben. Irgendwann findet man endlich den vermeintlichen Satz, warum man zu den Empfängern gehört. Im ersten Moment kommt ein Glücksgefühl auf. Wie früher, wenn man Walter endlich gefunden hat. Damals hat man von Mami immerhin eine Streicheleinheit bekommen. Jetzt folgt auf das kurze Glücksgefühl ein «Verflixt, um was geht’s? Hab den Faden verloren.»

 

Komplett verwirrt bin ich ja immer, wenn ich, obwohl ich nur im «Cc.» aufgeführt bin, im Text plötzlich ein «@Diana:» finde. Was gilt denn nun? Muss, kann oder soll ich etwas machen? Ich nehme dann mal den Publikums-Joker.

 

Re: Re: Re: Re: Re

Immer wieder sieht man das schier endlose Aneinanderreihen von Res (oder auch Aws). Wobei das erste Re sicherlich Sinn macht, gilt es doch der Orientierung. Allerdings sollte man diese beim weiteren Verlauf löschen – spätestens dann, wenn die Re-Kette länger als der eigentliche Betreff ist. Die Mutigen unter uns können beim nächsten längeren Austausch versuchen, den Betreff dem Dialog entsprechend anzupassen.

 

Liebe alle

Ich bin schon ganz besoffen von all dieser Liebe, die mir täglich aufgezwungen wird. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich bei dieser unpersönlichen Anrede überhaupt gemeint bin. Schliesslich bin ich nicht «alle». Es könnte natürlich auch eine Aufforderung sein, dass ich alle lieben soll.

 

Nebst dem, dass es inhaltlich keinen Sinn ergibt, ist es aus grammatikalischer Sicht falsch. Es kommt auch vor, dass «alle» grossgeschrieben wird und als Krönung nach «alle» ein Ausrufezeichen steht. Wahrscheinlich hat Herr Duden genau für solche Fälle Steigerungsformen für falsch vorgesehen. Wer der Meinung ist, dass Sinn und Grammatik überbewertet werden, kann bei der nächsten E-Mail einmal «Liebe Einige!» schreiben.

 

Der Einwand, dass «Liebe alle» die korrekte Übersetzung von «dear all» ist, kann so nicht gelten. Eine Wort-für-Wort-Übersetzung ist nicht immer treffend – Now I know, how the rabbit runs.

 

Und für all diejenigen, die (fast) alle ihrer E-Mails mittels Ausrufezeichen als wichtig deklarieren, gibt es eine passende Fabel: «Der Hirtenjunge und der Wolf».

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