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Es lebe der Sport

Autorenbild: DianaDiana

Aktualisiert: 19. Sept. 2024




Wir sind bereit für das ultimative Sportabenteuer »Silvesterlauf«. Claudia und ich, beide das letzte Mal in der Schulzeit mehr als 100 Meter gelaufen, wollen in der Kategorie »Fun« fünfeinhalb Kilometer laufen. Gemäss Internet benötigen Anfänger dafür ein dreimonatiges Training mit dreimal laufen in der Woche.

 

Wir haben allerdings nur zwei Monate Zeit und laufen jeweils auch nur zweimal die Woche. Vielleicht sind wir ja Ausnahmetalente und schaffen es trotzdem – alles Kopfsache. Zunächst läuft es gut, bis nach ein paar Trainingseinheiten Wadenschmerzen auftreten. Ich suche im Netz nach Rat. In einem Forum lese ich, dass dies nur ein Problem beim Einlaufen sei und nach zehn Kilometern aufhöre – ja genau, wahrscheinlich wegen Bewusstlosigkeit. Ich entscheide mich für eine Magnesiumkur und neue Laufschuhe, die zu meinen Füssen und meinem Laufstil passen.

 

Trotz guter Fortschritte müssen wir anerkennen, dass wir wohl doch keine Ausnahmetalente sind und wir mit grösster Wahrscheinlichkeit vom Besenwagen eingesammelt werden.

 

Doch Aufgeben gibt’s nicht. Es gibt noch die Kategorie »Sie & Er«. Die Gesamtstrecke ist zwar einen Kilometer länger, dafür läuft man im Staffelprinzip. Da Claudia und ich zusammen laufen wollen, benötigen wir zwei junge und schnelle Männer – sie müssen mehr Runden laufen als wir. Unsere Klagerufe finden Gehör. Noah, jung, fit und motiviert, wird uns von seiner Chefin empfohlen und ist sofort gesetzt. Wie es sich für den Spitzensport gehört, schauen wir uns auf dem internationalen Transfermarkt nach einer weiteren Verstärkung um. Noah ist erfolgreich und kann den top Athleten Valon verpflichten.

 

Für den Teamspirit geben wir unseren Teams Namen: »Muskel« und »Kater«. Wichtig dabei ist nur, dass der Muskel vor dem Kater ins Ziel läuft und bestenfalls niemand dazwischen ist.

 

Am Morgen des grossen Tages fehlt mir gänzlich der Appetit. Widerwillig knabbere ich an einem Käsebrot. Durch die Nervosität bin ich zudem ungewöhnlich still. Es ist Mittag, zwei Stunden vor dem Start, und ich trinke nichts mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf der Laufstrecke »ToiTois« gibt.

 

Es gibt Leute, die laufen, und es gibt Leute, die sprinten. Schon nach dem Start ist klar, in unserer Kategorie wird gesprintet als gäbe es kein Morgen. Wir lassen uns dadurch nicht beirren, laufen unser Tempo und winken fröhlich den Zuschauern zu.

 

Wie hügelig Zürich ist, merkt man erst, wenn man immer wieder bergaufwärts laufen muss. Für einen erholenden Schaufensterbummel fehlt leider auch die Zeit. Vor der 50 Meter langen Wechselzone sausen wir mit letzter Kraft über die Brücke mit dem Wissen, gleich den Stab übergeben zu können. Doch unsere Männer sind nicht dort! Wie sich zeigt, warten sie am Ende der Wechselzone. Noch nie haben sich 50 Meter so lange angefühlt.

 

Unter grossem Jubel läuft der Muskel zwei zehntel Sekunden vor dem Kater ins Ziel. Wir haben es geschafft und sind geschafft. Glücklich und stolz schlürfen wir einen Glühwein und wollen vor lauter Übermut in den Zürichsee springen – dies scheitert jedoch an den fehlenden Badehosen.

 

Es ist Morgen, die Augen sind noch geschlossen, und ich spüre ihn – den wahrscheinlich wunderbarsten Muskelkater. Wer weiss… vielleicht, vielleicht verräume ich die Laufschuhe noch nicht.

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