
Doch gibt es sie auch ohne Extras, rein platonisch? Ich behaupte: ja. Sie ist sogar eine ganz besondere Art der Freundschaft – eine wunderbare Bereicherung.
Man sieht sich dreimal in der Woche und dann einen Monat nicht, und es ist okay. Der Ausgangspunkt ist die Freiwilligkeit. Es gibt kein Müssen, nur ein Dürfen und vor allem ein Wollen.
Gewohnheit und Alltag sind Fremdwörter. Man muss nicht überlegen, ob man den Müll rausgetragen hat, denn es ist egal. Niemand stellt Ansprüche.
Vertrauen ist Ehrensache. Es gibt keine Peinlichkeiten, und wenn, dann lacht man gemeinsam. Man erzählt einander Dinge – fröhliche oder ernste –, die man sonst keinem erzählt. Niemals muss das Wort auf die Goldwaage gelegt werden. Gemeinsam lachen und feixen, Pferde stehlen.
All diese Momente sind wie kleine Oasen, Pausen vom Alltag. Man weiss genau, es ist nicht mehr und nicht weniger, und genau darum funktioniert es. Selbst eine zufällige Berührung fordert nicht mehr. Vielleicht entsteht ein netter Gedanke, aber immer mit einem Lächeln und dem Wissen, es ist okay, es passt und wird nicht missverstanden.
Persönlich empfinde ich den Rat eines Freundes als wertvoll und die oftmals doch etwas rationellere Betrachtung als hilfreich. Es ist auch schön, ihn stellvertretend für alle Männer für den Untergang der Welt verantwortlich zu machen oder zumindest für alle Sorgen und Nöte, bei denen es um Männer geht. Wenn nicht ihm, wem sonst kann man (frau) die Schuld geben und dabei charmant lächeln?
Es gibt keinen Grund zur Eifersucht, es ist ein Band der Vertrautheit und Einzigartigkeit.
Doch manchmal überschreitet man auch in dieser Freundschaft Grenzen, und es gibt Streit. Im Gegensatz zur Ehe oder geschäftlichen Beziehungen gibt es bei Freundschaften keinen Druck, sich miteinander zu versöhnen. Man trifft sich einfach nicht mehr. Nur, so einfach ist es nicht. Denn Freundschaften trägt man im Herzen, und es tut weh. Das Versöhnungsbier hingegen schmeckt sehr gut, und es lohnt sich allein dafür, den Streit zu klären. Nicht, weil man muss, sondern weil man will oder auch einfach nur Durst hat.
Unbestritten, aus einer solchen Freundschaft kann eine heisse Affäre entflammen oder auch eine innige Liebe entstehen. In jedem Fall ist es eine Verabschiedung der Freundschaft und der Beginn von etwas Neuem, etwas Anderem.
Wenn man ja sagt zur Freundschaft, sie annimmt und ihr vertraut, dann wird es immer diese einzigartigen und wunderbaren Oasen geben.
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