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Hab grad keine Zeit, ich muss lügen

Autorenbild: DianaDiana

Aktualisiert: 19. Sept. 2024




Alle 4.8 Minuten lügt der Mensch, und das ist nicht gelogen.

 

Wenn ich das hochrechne, dann lüge ich 13 x in der Stunde und bei acht Stunden Schlaf 208 x pro Tag.

Das habe ich genau wissen wollen und dabei herausgefunden, dass wir bereits im frühen Kindesalter lernen zu lügen. Nicht ganz überraschend kann ich mich nicht mehr daran erinnern, aber anscheinend war das Erlernen anstrengend. Ich musste mir beibringen, meine Mimik zu kontrollieren, mir merken, wem ich was gesagt habe, und ich musste mich in mein Gegenüber hineinversetzen. Während ich das alles lernte, hatten sich sogar meine Sozialkompetenzen positiv entwickelt. Ich bin aber auch ein Tausendsassa.

 

Einmal – ich weiss es noch genau – bin ich zu Unrecht der Lüge bezichtigt worden. Es kann wahrhaftig passieren, dass der Hund die Hausaufgaben frisst oder sie zumindest zur Unkenntlichkeit zerbeisst. Ehrlich! Und ich kann wirklich nichts dafür, dass ich zu spät nach Hause gekommen bin. Manchmal bleiben Uhren einfach stehen, und es ist mir auch unerklärlich, warum dies immer nur samstagabends bei den Feten passiert. Was soll ich sagen, der Zufall ist mächtig! Der auferlegte Hausarrest danach auch.

 

Heute, in der Welt der Erwachsenen, ist alles vielfältiger und die Auswirkungen sind grösser. So unterscheiden wir verschiedene Arten des Nicht-die-Wahrheit-Sagens. Während die klassische Lüge eine selbstsüchtige Absicht hat, ist das Flunkern wichtig für das Überleben unserer Gesellschaft. Kein Diplomat könnte ohne erfolgreich sein. Wir verurteilen Menschen, die lügen und betrügen, sind jedoch ganz glücklich, wenn wir ein nettes Wort über die neue Frisur erhalten. Auch wenn wir wissen, dass sie komplett misslungen ist und es sich ganz offensichtlich um eine Flunkerei handelt. Über Aprilscherze können wir uns sogar amüsieren – vorausgesetzt, sie passieren nicht auf unsere Kosten.

 

1’456 Lügen in der Woche zu erreichen, scheint mir aufreibend und kompliziert zu sein. Auf der einen Seite muss ich mir Unwahrheiten ausdenken, und auf der anderen Seite muss ich auch noch den Überblick behalten, wem ich diese wann und wieso sagte oder eben nicht sagte. Nein, das macht keinen Spass. Das ist knochenharte Arbeit und muss nicht in diesem Ausmass sein.

 

Sparsam eingesetzt und mit viel Charme verpackt, werde ich jedoch weiterhin flunkern – der Gesellschaft zuliebe, und es wäre doch schade, wenn ich mir das umsonst angeeignet hätte.

 

Für die Statistik habe ich in der Kolumne eine kleine Lüge eingebaut. Da ich jedoch dabei meine Finger hinter dem Rücken gekreuzt habe, ist sie wieder aufgehoben, und mein Gewissen ist rein. 

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