Er kommt mit schnellen Schritten und ausgebreiteten Armen auf mich zu: der Januar-Blues.
Nicht nur, dass es frostig kalt und der Himmel seit Tagen verhangen ist. Gerade noch den Silvesterkater ausgeschlafen, werde ich mit den Neujahrsvorsätzen konfrontiert. Gemäss den Klassikern unter den Vorsätzen muss ich dieses Jahr mehr Sport treiben, weniger essen, und auf Alkohol sollte ich gänzlich verzichten. Wenn ich nicht schon vor Jahren aufgehört hätte zu rauchen, käme auch das noch hinzu. Dies alles kann man angeblich ganz einfach schaffen. Man muss nur dem inneren Schweinehund einen Namen geben. Ach so, ja dann: Ich taufe meinen «Paul» und gehe mit ihm schon mal eine Size-Zero-Jeans kaufen.
Und als ob die Vorsätze nicht genug sind, sagen uns auch die Horoskope, was das Jahr für uns bereithält. In der Sonntagspresse finde ich ein etwas anderes Jahreshoroskop. Da steht, dass ich 2019 Veganerin werde. Oh nein, nicht einfach nur Vegetarierin. Ich mache keine halben Sachen. Ich werde Veganerin. Nun gut, vegan zu leben liegt im Trend. Man weiss um die Umweltverschmutzung, und Fische gibt es auch immer weniger. Aber muss es gleich vegan sein?
In der gleichen Zeitung prognostiziert die Wirtschaft das jährliche Januarloch und gibt wertvolle Tipps für den Umgang damit – weniger Geld ausgeben.
So langsam wird mir klar, woher der Januar-Blues kommt. Düstere Aussichten, wohin das Auge reicht.
Nicht mit mir. Motiviert suche ich im Internet nach einem passenden Flug nach Nizza – ich kompensiere mein baldiges veganes Leben. Gemäss Meteo ist es in Südfrankreich 12 Grad warm und die Sonne scheint von früh bis spät. Genügend Argumente für einen 24-Stunden-Trip. Die Reise ist gebucht. Wenn schon Januarloch, dann will ich wenigstens etwas davon haben.
Gepackt ist schnell. Ich nehme meine grosse Handtasche, packe Notebook, Zahnbürste sowie ein Shirt ein und bin ready for take-off. Sonnenbrille nicht vergessen! Frau kann sich bei wichtigen Missionen sehr wohl auf das Wesentliche konzentrieren.
Unabhängig wann im Jahr, man sollte zwischendurch dem Alltag entfliehen, spontan in die Welt hinaus gehen. Reisen mit wenig Gepäck. Am Samstag den Haushalt Haushalt sein lassen und wegfahren, wohin das Herz gerne möchte. Nicht über den Sinn nachdenken, einfach machen. Loslassen und geniessen. Das sollte in all unseren Jahreshoroskopen stehen und deren Umsetzung unser einziger Vorsatz sein.
Nizza wirkt. Ich bin vergnügt und frohen Mutes. Egal was kommen mag – ich rock den Januar-Blues!
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